Verletzungen und Erkrankungen

Vögel sind Meister im Verstecken von Schmerzen und Krankheiten. Beobachten Sie also Ihre Vögel aufmerksam und halten dabei möglichst Abstand. Bei Symptomen oder Zweifeln stellen Sie den Vogel bitte zeitnah einer vogelkundiger Tierärztin bzw. einem vogelkundigen Tierarzt vor.

Diese nicht abschließende Auswahl möglicher Anzeichen kann Ihnen helfen, Ihren Vogel einzuschätzen. Achten Sie dabei auf Nuancen. Entfernen Sie die augenscheinliche Ursache mit ruhigen Bewegungen umgehend. Um den Vogel so wenig wie möglich zu stressen, berühren Sie bitte nicht absichtlich die betroffenen Stellen.

Körperhaltung: Der Vogel sitzt im Vergleich zu sonst irgendwie „anders“ oder ungewöhnlich, beispielsweise gedrungen. Er bewegt sich schwerfällig. Vielleicht sitzt er auch aufgeplustert mit abstehenden Rückenfedern oder abstehenden Flügelenden, also weniger komfortabel als üblich. Oder er kneift die Augen vermehrt und/oder länger zusammen, ggf. zieht er das untere Lid über das Auge. Der Vogel sitzt eventuell mit gespreizten Beinen fast waagerecht. Ein betroffenes Bein kann nicht ganz eingezogen sein bzw. beim nicht ganz eingezogenen Fuß, der auch verletzt sein kann, bleiben die Krallen geöffnet. Ein Flügel, der verletzt ist, wird häufig nicht belastet und hängt etwas und liegt z. B. weniger an als der gesunde. Auch können sich an der Kloake Veränderungen zeigen.

Gewichtsveränderung: Das Gewicht eines Vogels sollte regelmäßig kontrolliert werden. Wie macht man das am besten? Eine Möglichkeit ist, den gesunden Vogel zu trainieren, auf einem Ständer zu sitzen. Wenn der Vogel hier ruhig sitzen bleibt, kann der Ständer z. B. auf eine Küchenwaage gestellt und der Vogel darauf abgesetzt werden. Gewichtsreduktionen sollten Sie aufmerksam werden lassen. Führen Sie ein Papageiengewichttagebuch und gleichen Sie auch Gewichtsschwankungen mit den Essgewohnheiten des Vogels ab. Vergewissern Sie sich, dass der Vogel in ausreichender Menge isst und trinkt und nicht nur so tut als ob. Ändern Sie nicht das Futter von heute auf morgen, sondern bieten Varianten in verschiedenen Näpfen in unterschiedlichen Höhen an, z. B. in größeren Edelstahlnäpfen in Höhe von Sitzstangen und in einem großen flachen Tonteller auf dem Volierenboden stehend. Achten Sie auf saubere Näpfe und täglich frisches Trinkwasser. Überprüfen Sie die Futterplätze auf Futterreste und ob tatsächlich Nahrung aufgenommen wird. Beobachten Sie das Trinkverhalten des Vogels, also ob der Vogel übermäßig viel trinkt oder vielleicht nicht.

Weiteres schmerzverursachtes Verhalten können auch besondere Zutraulichkeit, auffälliger Rückzug oder Abwehrverhalten bis hin zu Aggression sein. Der Vogel wirkt zeitweise untätig oder müde und hat sein Komfortverhalten wie Spielen oder Gefiederpflege reduziert, eingestellt oder betreibt es besonders ausgiebig, ggf. wird besonders an einer bestimmten Körperstelle gepickt. Singen, Nachahmungslaute oder Sprechen können eingeschränkt sein, Kreischen und Rufen auffällig häufig.

Veränderter Kot: Es gibt unterschiedliche Ursachen für die Veränderungen von Kot. Nicht jeder wässrige Kot ist Durchfall, dieser sollte sich nach Futteraufnahme relativ schnell wieder verfestigen. Ist das nicht der Fall oder sogar Blut, Körnchen oder Eierschalenteile (bei weiblichen Vögeln) im Kot, wenden Sie sich umgehend (!) an einen vogelkundigen Tierarzt.

Ausfluss, Niesen, der Vogel übergibt sich: Wenn Papageien niesen, kann das etwas mit Gefiederstaub oder anderen Partikeln aus der Luft zu tun haben. Ist der Vogel erkältet und kommt es zudem noch zu Ausfluss, braucht er eine tiermedizinische Behandlung durch einen fachkundigen Spezialisten. Das gleich gilt, wenn der Vogel permanent würgt oder sich übergibt. Die Augen sollten klar und sauber ohne Krusten oder Tränenfluss sein.

Atmung: Manche Vögel wippen bei Schmerzen während des Atmens deutlicher mit dem Schwanz. Wenn Sie regelmäßig, sicher und ausgiebig Lüften ohne Zugluft (!) sowie für eine angemessene Luftfeuchtigkeit sorgen und der Vogel bekommt trotzdem schlecht Luft, ist kurzatmig, japst nach dem Fliegen oder einfach so, dann ist akuter Handlungsbedarf und der Vogel sollte schnell zu einem vogelkundigen Tierarzt. Auch ein übermäßig häufiges Recken des Halses bei geöffnetem Schnabel sollten Sie abklären lassen.

Unfälle: Ziehen Sie umgehend einen vogelkundigen Tierarzt hinzu. Wenn Vögel zügig behandelt werden, haben Knochenbrüche eine Chance gut zu verheilen. Bei einem Schnabelbruch kann versucht werden, das verlorene Teil wieder anzukleben, es gibt in Einzelfällen auch Schnabelprothesen. Alternativ ermöglicht eine Handfütterung per Spritze oder Löffel die Aufnahme pürierter Nahrung bis der Schnabel nachgewachsen ist. Ein Vogel mit einer Gehirnerschütterung hält den Kopf schief, er taumelt, hat Gleichgewichtsstörungen und leicht geschlossene Augen. Er braucht absolute Ruhe und keine (!) zusätzliche Wärmezufuhr (dieses erhöht den Blutdruck).

„Alarmstufe Rot“: Wenn sich ein ansonsten nicht zutraulicher Vogel, ohne sich zu entziehen, berühren bzw. für den Transport problemlos einfangen lässt ohne sich zu sträuben. Oder wenn der Vogel Futter verweigert, auf dem Volierenboden sitzt und sich kaum oder nicht bewegt. Hier sollten Sie keine Zeit verlieren, sondern sofort den Vogel transportsicher machen und einen vogelkundigen Tierarzt konsultieren.

Transport zum Tierarzt: Setzen Sie den Vogel in eine gut gepolsterte Box und sorgen Sie für Reizarmut. Bleiben Sie möglichst ruhig und nutzen Sie die Zeit auf dem Weg zum Tierarzt, Ihre wichtigsten Fragen zu sortieren.